Am 14. Januar 2020 vollendete unser IM Sergey Salov das 80 Lebensjahr, "Geburtstage sind etwas Herrliches, je mehr man davon genießt, desto länger lebt man", sagt man. Ein langes Schachleben liegt nun hinter Sergey und, so hoffen wir, auch noch viele Jahre vor ihm.

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Im Jahre 1949 im Alter von 9 Jahren lernte Sergey Schach von seiner Mutter. 1952 kam Sergey mit 12 Jahren in die Jugend-Schachgruppe des Bezirkshauses der Moskauer Pioniere. Dort erhielt übrigens in den 1930er Jahren der zukünftige Weltmeister Wassili Wassiljewitsch Smyslow seine Schachausbildung!

Das erste Schachbuch Sergeys war das 1925 erschienene, sehr bedeutende Lehrbuch "Mein System" von Aron Nimzowitsch, das als die "Bibel" des Positionsschachs gesehen werden kann.

Der Anfang von Sergeys Schachweg fiel in die Epoche des Wettstreits um den Titel des Schachweltmeisters zwischen Michail Botwinnik und Wassily Smyslow sowie der späteren Weltmeister Michail Tal und Tigran Petrosjan.

Trainiert wurde er unter anderem von Jakob Estrin und Ilja Kan. Im Jahr 1957 verbuchte er seinen ersten Sieg bei der sowjetischen Schachmeisterschaft der Gehörlosen. Bis 1988 konnte er sieben weitere Meisterschaften für sich entscheiden. 1970 wurde er als Meister des Sports der UdSSR ausgezeichnet.  .

1992 gewann Salov mit 10 Punkten aus 11 die 10. ICSC-Weltmeisterschaft in Edinburgh. Für diesen Erfolg verlieh ihm die FIDE den Titel eines Internationalen Meisters. Auch bei der 11. ICSC-Weltmeisterschaft 1996 in Rotterdam holte er mit 9,5 aus 11 den Sieg. 1994 und 1998 gewann er mit der russischen Auswahl die ICSC-Mannschaftsweltmeisterschaft. Mit der ICSC-Mannschaft nahm er an den Schacholympiaden 2002, 2006, 2008, 2010 und 2012 teil.

Er gewann zahlreiche deutsche Meisterschaften der Gehörlosen Bei der Deutschen Meisterschaft der Gehörlosen im Blitzschach 2015 in Berlin holte er den zehnten Meistertitel in Folge.Im Sommer 2010 wurde er ICSC-Weltmeister im Blitz in Estoril, nach zwei Jahren holte er den ICSC-Weltmeistertitel der Senioren in Almaty.

Insgesamt 1992 bis 2014 hat Sergey 6 facher Weltmeister im Gehörlosen-Schach geholt. Dazu holte er den ICSC - Europa – Cup –Sieger 1991 und 1993 für Gehörlosen-Schachclub Moskau und 2001 für Hamburger GSV.  

Im Fernschach erreichte er ebenfalls den Titel eines Internationalen Meisters, der ihm aufgrund seiner Leistung im Halbfinale der 25. Weltmeisterschaft (2001–2003) auf dem ICCF (hörende Fernschach-Weltverband) - Kongress 2002 in Seixal verliehen wurde.

Sergey Salov war Teilnehmer vieler internationaler Turniere: z.B. Moskau, Naberesznye Chelny, Kiev, Kalkutta, Zürich, Bad Ragaz, Biel, Martigny, Lichtenstein, Rochester (USA), Hamburg, Kiel, Travemünde, Kopenhagen u.a.

Im Jahre 1998 siedelte Sergey zusammen mit seiner Ehefrau Olga von Russland nach Deutschland in die Hansestadt Lübeck über und ist seitdem ein geschätztes Mitglied unseres Vereins. Mit dem Umzug nach Lübeck nahm er auch an vielen Landeseinzelmeisterschaften, vorwiegend im Seniorenbereich, teil, wo er zwischen 2010 und 2015 viermal als Sieger vom Brett ging, ergänzt um den "Dähne-Pokal" der Jahre 1999 und 2000. Kaum zu zählen die Mannschaftspokaltitel im Seniorenbereich.

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Schon bald gab Sergey seine reiche Schacherfahrung an unseren LSV-Nachwuchs weiter. Vielen Talenten half er dabei auf die Sprünge und seine Trainingserfolge waren beachtlich, wie die Teilnahmen unserer Jugendlichen nicht nur bei den Jugend-Landesmeisterschaften von Schleswig-Holstein immer und immer wieder zeigten, sondern auch bei Deutschen Meisterschaften und sogar bei Europa- und Weltmeisterschaften.

Sein größter Trainingserfolg war dabei ohne Zweifel der 1997 geborene Rasmus Svane.  Mit 7 Jahren kam er zum Lübecker Schachverein und bald wurde er von Sergey unter dessen Fittiche genommen.

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Sein schachlicher Ehrgeiz war enorm und so ließen die Trainingserfolge auch nicht lange auf sich warten.  2010 gewann Rasmus die Deutsche U-14-Meisterschaft und qualifizierte sich damit für die Weltmeisterschaft seiner Altersklasse. Sein Weg ging weiter steil nach oben.

Im Mai 2013 wurde Rasmus zum Internationalen Meister ernannt und seit 2016 trägt er den Großmeistertitel. Seine aktuelle Elo liegt bei 2610.

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An diesem 14. Januar also war unser Klubheim gerüstet. Es war 18.00 Uhr. Viele Freunde und Mitstreiter waren gekommen. Vom Vorstand u.a. der Berichterstatter und natürlich der Vorsitzende, die Familie Svane mit Minna, Kristian, Rasmus, Frederik und Freja fast komplett. Nur Troels war an diesem Tag leider beruflich verhindert. Weiter u.a. Torsten Rieß, Elke und Ulrich Böttcher, Daniel Harting-Maas mit Sohn Kolja, Hauke und Niels-Martin Paulsen, Jens Maly, Heiko Rickert, Samuel Oltzen, einige Jugendliche und manch anderer. Sie alle gaben Sergey an diesem Tag die Ehre.

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Gerne wäre auch DSB-Präsident Ullrich Krause erschienen, doch er musste krankheitshalber passen und wir die Ehrung von Sergey im Rahmen der LSV-JHV (31.01.20) nachholen.

Das Buffet war gerichtet, der Verein schenkte Sergey eine Chronik unserer Bundesligajahre 1999 bis 2004. Es ist nicht vergessen, dass der damalige Aufstieg in die hööchste Deutsche Spielklasse auch Sergey zu verdanken ist. Neben Thilo Koop und dem Berichterstatter ...

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...ergriff auch Minna Svane das Wort. 

Lieber Sergey,

Ein Paar kleine Anekdoten möchte ich auch gerne zu Deinem 80. Geburtstag los werden. Unsere erste Begegnung mit Dir findet im 2005 statt. Rasmus ist gerade 8 Jahre alt geworden und hat angefangen im Verein zu spielen. Troels ist in die Sophienstraße gekommen um Rasmus Freitag abend abzuholen. Damals würde übrigens Freitag abends immer noch beim Schachspielen hier im Raum fleißig geraucht und Bier getrunken. Rasmus ist noch nicht ganz fertig mit seiner Partie. Und plötzlich kommt ein älterer Herr und zieht Troels zur Seite und spricht ihm ganz komisch an. Troels hat zu dieser Zeit nicht gewusst, dass Du gehörlos bist. Du hast ganz erst und eindringlich zu ihm gesagt:

„Möchten Sie Ihr Sohn Weltmeister oder Hobbyspieler?“

Kurz darauf hast Du angefangen Rasmus bei uns zu Hause zu trainieren. Ein paar Monate später komme ich aus irgendeiner Grund 20 Minuten zu unserer Verabredung zu spät. Du und Rasmus haben die Zeit natürlich - mit einer Schachpartie überbrückt.

Rasmus‘ Premiere als 8-jähriger im Blindschach war 28 Züge lang und ging praktischerweise mit Remis aus als ich ankam. Du hast selbstverständlich die Partie aufgeschrieben. Und der Zettel liegt immer noch - wahrscheinlich ganz, ganz unten - im Rasmus‘ Schublade mit Schachpartien bei ihm zu Hause.

In den vergangene 15 Jahren haben wir unzählige Geburtstage mit einander gefeiert und am Weltfrauentag bist Du ganz oft mit Geschenken und Blumen vorbeigekommen. Und natürlich haben wir auch ganz viele Schacherfolge gemeinsam erlebt. Aber das wichtigste dabei war für Dich immer ‚Eine schöne Partie zu spielen und immer ‚Die schönsten Züge zu finden‘.

Das haben meine Kinder sich zu Herzen genommen. DAS und Deine unfassbare Freude und ansteckende Begeisterung am königlichen Spiel.

Dafür möchte ich mich bei Dir heute ganz herzlich Bedanken – auch wenn Rasmus weder Weltmeister oder Hobbyspieler geworden ist.

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Selbstverständlich gab es auch ein Geburtstagsständchen und zu aller Freude und Überraschung durch die Familie Svane auch eines auf dänisch.

Sergey har fødselsdag og det har han jo og det er idag
Sergey har fødselsdag og det har han jo idag.
Og hør nu her hvordan vi alle synge vil
Og hør nu her, hvordan vi synge vil:
Hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurra hurraaaaa!

Dann folgte der eigentliche Höhepunkt des Abends in Form einer Blindsimultanvorstellung durch Rasmus Svane. Seine Gegner: Joa Max Bornholdt, Alva Glinzner, Alexander Riess und Thomas Thannheiser.

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Eine respektable Leistung die Rasmus da lieferte. Allein mit Hilfe seines Gedächtnisses und seines bildlichen Vorstellungsvermögens. Vom Blindsimultan geht seit jeher eine große Faszination aus. So war es auch an diesem Abend. Während in dem einen Raum sich Rasmus sich mit seinen vier Gegnern maß, hatte in dem anderen Raum dessen Bruder Frederik es übernommen, alle vier Partien vor dem höchst interessierten und gebannten Publikum, fachlich zu kommentieren. Die „Zuträgerschaft“, von Raum zu Raum gewissermaßen, hatte mit Tom Linus Bosselmann ein weiteres LSV-Talent übernommen und das klappte auch reibungslos.

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Nach etwa 3 Stunden Spielzeit hatte Rasmus das ungleiche Duell mit 3:1 für sich entschieden. Zwei Siege über Joa Max Bornholdt und Alexander Rieß und zwei Punkteteilungen. Hier kann man sich alle vier Partien nochmal anschauen:

Gegen 22.00 Uhr ging dieser schöne Schachabend zu Ende. In seinem (unterstützt durch Michael Weiss) Schlusswort ...

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...sagte Sergey:

Sehr geehrte Schachfreunde und Gäste,

gestatten Sie mir, Ihnen allen meinen aufrichtigen Dank für die Teilnahme am Schachabend am 14. Januar 2020 auszusprechen. Ich hoffe sehr, dass Sie alle vier Blind-Simultan-Partien von GM Rasmus Svane genossen haben.

Mein besonderer Dank gilt den Teilnehmern dieses historischen Simultanereignisses Rasmus Svane, Alva Glinzner, Joa Max Bornholdt, Thomas Thannheiser, Alexander Riess, dem Kommentator Frederik Svane, dem Demonstrator Tom Linus Bosselmann sowie den Organisatoren des Schachabends DSB Präsident Ullrich Krause, dem 1. Vorsitzenden des Lübecker SV von 1873 Thilo Koop und „LSV-Vater“ Ede Stomprowski.

Ich will von meiner Seite versuchen, unserem Verein, soweit es die Gesundheit zulässt, nützlich zu sein, damit unsere fähigen Jugendlichen schnell zu vollwertigen Schachmeistern heranwachsen und dass diese die Schachkultur bereichern können.

Ich lebe und respektiere Euch und hoffe auf eine noch lange Zusammenarbeit unseres tollen Schachvereins LSV von 1873.

Lassen Sie mich jetzt einige Andenken und Geschenke zur Erinnerung an unseren Schachabend am 14. Januar 2020 überreichen.

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Wir wünsche ihm noch viele produktive Schachjahre, viel Freude am Schach bei bester Gesundheit.

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Fotos mit freundlicher Genehmigung von Minna Svane und dem Berichtverfasser.