Das Rostocker Open - Mein bestes Turnier

Noch auf der Rückfahrt aus Pardubice hat Michael Kotyk mich gefragt, ob Ich nicht mit ihm bei seinen Großeltern in Rostock übernachten möchte, wo wir dann das Rostocker Open mitspielen [könnten. Neun Tage später saß Ich dann im Zug nach Rostock zu meinem dritten Turnier in den Ferien. Viel habe Ich mir schachlich nicht versprochen, da Ich mich in den neun Tagen kein bisschen mit dem Brettspiel beschäftigt habe. Vor Ort trafen wir dann noch Taron Khachatryan oder Chachachatryan, wie der freundliche Turnierorganisator bei der Siegerehrung versuchte, den schwierigen armenischen Namen richtig auszusprechen. Taron konnte bei seinen Cousins übernachten, die auch in Rostock wohnen.

In der ersten Runde am Mittwoch gewann Ich durch eine kleine Taktik im Holländer mit Weiß, aber Ich war auch relativ klar favorisiert:

Auf den FM in der zweiten Runde konnte Ich mich leider nur in der Bahn an Michaels Smartphone vorbereiten, da die Auslosung erst relativ spät rauskam. Leider hat die Vorbereitung nicht so viel gebracht, sodass ich mich im Übergang ins Mittelspiel nicht besonders wohl gefühlt habe. Gute Züge wurden folglich meinerseits auch nicht gezogen, was meiner Stellung nicht gerade gut tat. Eine etwas ungenaue Abwicklung meines Gegners in dem direkt folgendem Endspiel hat mich allerdings wieder etwas näher an eine Punkteteilung gebracht, doch an meinen Rechenkünsten sollte das Remis eigentlich scheitern, da Ich es geschafft habe, meine doppelten h- Bauern einzustellen, worauf der ganze Damenflügel abgetauscht wurde, so entstand folgendes Endspiel:

Und ich kam noch sehr glücklich mit einem Remis davon.

Nach der heiklen Partie ging es nun am nächsten Morgen schon um 9:30 Uhr weiter. Auf mein Brett kam die Damengambit- Abtauschvariante, in der Ich nach langem Kampf mit Weiß leichte Vorteile erzielen konnte. In der Zeitnotphase glich sich die Stellung allerdings aus, bis Ich meinen a- Bauern verlor, was meinem Gegner zwei verbundene Freibauer verschaffte, die ich gerade so eben mit einem Königsangriff kompensieren konnte. Letzten Endes blieb die Partie beim Remis.

Lange unklar war die Stellung in der vierten Runde, als Ich die Damengambit- Abtausch- Struktur nun mit den dunklen Figuren auf dem Brett hatte. Das Problem war dabei, dass mein Gegner sich so aufgebaut hatte, das die Anzahl meiner beweglichen Figuren nicht ganz so groß war. Die zwei kommenden Remisangebote lehnte Ich beide ab, worauf mein Gegner etwas überhastet e4 spielte und meine Figuren auf einmal alle goldrichtig standen. Dementsprechend dauerte es nicht lange, bis die Partie mit einem Schwarzsieg endete.

Und so war Ich auf einmal mit 3 aus 4 ganz oben dabei. Mit dem Glück, gegen den schwächsten mit nur einer Niederlage und drei Siegen zu spielen, begaben Michael und Ich uns wieder direkt nach dem Essen ihn die Bahn um rechtzeitig da zu sein. Michael selbst spielte gegen einen Gegner mit 2200, gegen den er sich die ganze Fahrt lang vorbereitet hat. Ich hatte nichts besseres zu tun, als zuzugucken. Also prägte Ich mir die Varianten ebenfalls ein. Was mein Ziel in der Eröffnung war, wusste Ich noch nicht so Recht, da mein Gegner vermeintlich ein Wolga- Gambit- Spieler war. Also begann Ich wenig später die Partie mit 1. Sf3 um das Gambit zu umgehen und bekam mit sehr viel Glück die Varianten auf das Brett, die Michael vorher vorbereitet hatte. Er bekam eine ganz andere Stellung und war mit späterem Remis sehr glücklich.

Mein nächster Kontrahent war wieder ein Titelträger, allerdings war er nicht FM oder so sondern Dr. Mit seinen 2100 zählte er mit Weiß als klarer Favorit gegen mich. Es kam aber so, dass Ich mit Schwarz eher am Drücker war, aber auch nicht durchdringen konnte, so ging die Partie recht schnell Remis aus.

Bei einem Blick auf die Tabelle nach der letzten Runde konnte man mich auf Rang sieben finden, obwohl Ich an 21 gesetzt war. Mit einem Sieg konnte Ich noch bis auf den 4. Platz kommen, der mit 100 Euro dotiert war. Wenn das Turnier vorbei wäre, würde Ich den Ratingpreis unter 2000 DWZ bekommen, der auch immerhin 50 Euro Wert ist, mit dem Wissen bin Ich in die Partie gegen Taron mit Schwarz gegangen. Meine Vorbereitung war ein Stonewall- Holländer, der auch auf das Brett kam. Ich hatte sehr viel Glück, dass mein Kontrahent ohne zu rochieren f3 und e4 spielte, was Ich mit e5 erwiderte und schon einen größeren Vorteil hatte. Zehn Züge später stellte Ich leider eine Qualität ein, wonach es zwar bei genauer Verteidigung noch Remis ist, aber meine Verteidigung war eher ungenau, weshalb Ich noch verlor.

Am Ende hatte Ich genauso viele Punkte und genau so viel Buchholz, wie der Ratingpreisgewinner, nur dieser hatte 0,5 Buchholzsummen Punkte mehr, welche mich den Ratingpreis kosteten. Trotzdem bin Ich sehr zufrieden mit meinem 13. Platz und einem kleinem Elo- Zuwachs, in den Ferien habe Ich es so geschafft, fast 200 Elo- Punkte zu gewinnen

Michael Kotyk landete auf einem sehr guten 2. Platz und Taron nach dem Sieg gegen mich auf dem 4. Rang, gewonnen hat das Turnier GM Rene Stern von König Tegel.

Ich habe noch nie in meinem Leben ein Turnier gespielt, bei dem alle Runden (bis auf die erste, weil ein Teilnehmer doch noch später kam) pünktlich anfangen haben und der Spielsaal so angenehm ist. Selbst die Siegerehrung begann direkt nach der letzten Runde und ging schnell vorüber, dass alle abreisen konnten. Wenn es Zeitlich passt, würde Ich das Turnier auf jeden Fall wieder mitspielen wollen und kann es nur empfehlen. Da gleichzeitig in Rostock der Hanse Sail stattfindet, hat man auch Nachmittags etwas Interessantes zu gucken.