Nachdem in Pardubice die Deutschen in der U18 schon Europameister und in der U18w Vizeeuropameister wurden, begannen am 19.7. auch das A- und B-Open ab 2100 Elo bzw. 1700 bis 2300 Elo sowie das Open für Spieler ab 30 Jahren, das C- Open für Schachfreunde mit einer Elo unter 2100 und das D- Open bis 1700 Elo sollte am 20.7. starten.

Aus dem LSV waren unter über 1000 Open- Teilnehmern auch drei Spieler: Marco Frohberg, Jens Eisheh und ich. Am 18.7. machten Marco und Ich uns mit dem Auto auf den Weg aus Lübeck direkt nach Pardubice. Unterwegs nahmen wir noch den Hamburger Michael Kotyk mit, der dann vor Ort aber bei Freunden übernachtete. Nach neun Stunden Fahrt und einem Stau in Tschechien kamen wir schließlich mit der Schlussfolgerung an, dass es entspannter gewesen wäre, mit dem Zug zu fahren. Man lernt immer dazu.

In Pardubice brauchten wir eine Weile, bis wir unser Hotel gefunden hatten, da das Navi uns durch mehrere Einbahnstraßen falsch herum fahren lassen wollte. Das Hotel zeigte uns schließlich einer der sehr freundlichen Helfer bei der Anmeldung, dieser ging vor die Eissporthalle und zeigte auf ein hohes Haus auf dem groß „Labe“ dran stand. Peinlich, dass wir das nicht gesehen haben.

A- Open

Von uns dreien war Marco der einzige, der eine Elo- Zahl von über 2100 aufwies und somit im Spielstärksten Open teilnahm. Mit der Setzlistennummer 181 gehörte er jedoch nicht mehr zu den Favoriten, sondern eher zum hinteren Mittelfeld von 323 Teilnehmern.

Das Turnier startete er gegen einen 17- jährigen Internationalen Meister (IM) mit Schwarz, in einem Stonewall- Holländer verkalkulierte sich Marco und schlug mit seinem starken Springer von e4 den auf c3, spielte allerdings nicht konsequent genug mit dxc4 weiter, wonach sei Gegner seine Klasse ausspielte.

Die zweite Auslosung erbrachte einen Deutschen mit knapp 2100 Elo, gegen den aber auch mit Weiß nicht viel zu machen war, Remis. Das Ende eines schwachen Startes machte Marco leider gegen einen erneut jungen Spieler perfekt, dieses mal gegen einen Koreaner, der einfach stärker gespielt hat.

Das aus dem Lübeckers Sicht miserable Ergebnis sollte nun mit einer guten Vorbereitung gebessert werden, die direkt in der nächsten Partie zuschlug. So konnte in einer schönen Sizilianisch- Angriffspartie der zweite 17- jährige auch mal geschlagen werden.

Doch nach der nächsten Bekanntgabe der Runde war Marcos Zufriedenheit auch in Grenzen gehalten: erneut ein Minderjähriger Gegner, ehrlich gesagt weiß Ich nicht, was alle gegen uns haben, ob die Züge von einem 10- oder 95- jährigen ausgeführt werden, spielt doch keine Rolle. Aber zurück zur Partie: sie ging etwas glücklich für Marco Remis aus, aber auch das gehört dazu.

Mit 2 von möglichen 5 Punkten ergab sich nun die Möglichkeit, mit einem Sieg wieder auf 50% zu kommen, die sich Marco nicht nehmen ließ, 3/5! Nun erwischte Marco einen Polnischen IM, der im Abtausch- Franzosen bereits nach 18 Zügen Remis bot, was fröhlich angenommen wurde.

Gegen den frischen Europameister Emil Schmidek brachte auch das am Vormittag 20 Züge ausgearbeitete System nicht viel, das leicht schlechtere Endspiel war einfach sehr schwer zu halten, so blieb es mit Schwarz bei einem 0,5 aus 4 Score, bei dem noch etwas Luft nach oben ist.

Das Turnier beendete Marco abschließend mit einer schönen Positionellen Partie, womit er wieder auf die zwischenzeitlich angestrebten 50% und einen nicht schlechten 176. Platz kam: 

Das A- Open wurde in der letzten Runde spannend entschieden, da sechs Spieler gleich viele Punkte hatten und gegeneinander spielten. Da die ersten beiden Bretter sehr schnell verflachten und auch kurze Zeit später Remis ausgingen, wurde das Turnier an Brett 3 entschieden. Dort spielte der Tscheche Jiri Stocek gegen den Inder Chakkravarthy Deepan.

 

 

So gewann schließlich Jiri Stocek alleine das Turnier vor Viktor Laznicka und Sergei Movesian. Bester deutscher Teilnehmer wurde Martin Brüdigam, der die letzten fünf Runden gewann!

B- Open

Ich habe als Nummer 192 der Startrangliste im B- Open unter den 216 Mitstreitern zwischen 1700 und 2300 Elo mitgespielt. Zum Beginn hat der Berichterstatter sehr einfach und schlecht verloren, indem er total unnötig einen Bauern eingestellt hat.

Auch in der zweiten Runde wurde es nicht wirklich besser, als meine Vorbereitung nicht aufs Brett kam und die Improvisation nicht die beste war, was mir schlecht stehende Figuren eingefädelt hat, die sich später nicht mehr retten konnten.

Nach diesem mangelnden Start habe ich beschlossen, dass es nicht so weiter gehen konnte und handelte mir einen Isolani ein, der ein schönes Springerfeld auf e4 sicherte, was einen interessanten Angriff folgen lassen konnte:

In der vierten Runde folgte direkt der nächste Tscheche, gegen den Ich nach dem Budapester Gambit mit Weiß deutlich besser stand, die Engine sagt sogar plus 3 (!), doch Ich wollte eine Qualität für einen Bauern gewinnen, anstatt einen wichtigen Bauern, was mir mit ein paar weiteren Fehlern den Sieg kostete, was für ein Start mit 1 aus 4.

Meine Vorbereitung in der 5. Partie gegen 1.Sf3 ist aber im Vergleich zu den anderen voll aufgegangen, was mich in eine leicht vorteilhafte Stellung mit Schwarz gebracht hatte, so entstand schließlich folgende Stellung:

Die Partie folgend ging sehr schnell (bereits nach 15 Zügen) Remis aus, nachdem Ich übersehen hatte, dass mein Gegner seinen h2 eingestellt hatte. Ihm war dann das Frankfurt- Spiel wichtiger und Ich konnte mit der mir vorgesetzten Stellung nicht allzu viel anfangen, weshalb ich annahm.

Mein nächster Gegner war ein 14- jähriger Israelischer Staatsbürger, dem Ich nach der Eröffnung seine Königsstellung zerpflückte (Ich gewann den Bauern g6), doch ein Matt bzw. größeren materialgewinn fand Ich nicht, weshalb Ich versuchte, unter einem falschen Bauernopfer mehr Figuren in den Angriff überzuführen. Nach weiteren Ungenauigkeiten war meine Stellung allerdings so versaut, dass es keine andere Option als die Aufgabe gab.

Etwas äqui­va­lent zur letzten Partie gewann Ich ebenfalls im Angriff einen Bauern, diesmal den f2, konnte ihn jedoch erneut nicht verwerten. Der Unterschied war nur, dass die Partie nicht eingestellt wurde.

Last but not Least wurden mir noch einmal die weißen Steine vorgesetzt, mit denen Ich wieder in ein Endspiel mit einem Mehrbauern abwickeln konnte, welches jedoch nicht zu gewinnen war, so bleibt ein 171. Rang, der durchaus hätte besser sein können, aber eine Katastrophe war es auch nicht.

Gewonnen hat der Favorit Gennadi Kuzmin aus Russland.

C- Open

Die beste Punktzahl der Lübecker durfte von Jens im C- Open erwartet werden, dort war er unter den 265 Mitspielern die Nummer 38 der Setzliste. In der ersten Runde kam er gegen einen sympathischen Koreaner (Chulwoo Lee) nicht über ein Remis hinaus.

Am dritten Tag war die zweite Runde, in der er das sehr unwahrscheinliche Lospech hatte, gegen die Schleswig- Holsteinerin Anna- Blume Giede spielen zu müssen. In einem Schotten fehlte Jens letzdenendes mit schwarz der Plan um weiterzuspielen, so endete es im Turmendspiel auch nur Remis.

Am Montag war in dem C- und D- Open Doppelrunde. Mit der Vormittags- Partie war Jens selbst, wie er uns Abends erzählt hat, nicht so zufrieden gewesen, seine Gegnerin habe ihn komplett überspielt, aber er rettete sich in eine dritte Punkteteilung.

Unser Hoffnungskandidat beschloss, dass es so nicht weitergehen konnte und gewann letzlich auch gegen Steffen Bork in einer sehr schönen Partie:

 

Der Gegner der ersten Runde kam nicht alleine nach Pardubice: Er ist mit AIM Changhyung Kim angereist, der uns erstmal dazu gebracht hat, zu erforschen was sein Titel zu bedeuten hat. Die Untersuchung hat ergeben, dass man auf dem Schachserver der FIDE spielen kann und dann die Titel erwerben kann, ganz durchgestiegen sind wir trotzdem noch nicht - vielleicht können Sie uns das Geheimnis lüften. Jedenfalls haben sich die beiden Konkurrenten schon mehrere Stunden vor der Partie beim Blitzturnier getroffen und eine Partie gespielt, allerdings wurde dabei schon vermutet, dass die Eröffnung 1.d4 e5 nicht aufs Brett kommen wird. Am Ende machte Jens seinem Spitznamen Remiskönig alle Ehre, das auch in den folgenden beiden Partien. Nach den ersten drei Remisen hatte er gewonnen, nun hat er leider in einer „sehr interessanten“ Partie verloren, in der „nur Weiß beim Übergang ins Endspiel aufgepasst hat“:

Zu guter Letzt kam noch einmal kein Remis, wie man es vielleicht erwartet hätte, sondern ein schöner Sieg mit Figurenopfer, an dem wir leider keinen Teil haben können. Am Ende ist das ein 91. Platz mit 5,5 aus 9 Punkten.

Das C- Open hat, wie das A- Open, ein Tscheche gewonnen, Patrik Tesar. Mit ihm haben auch 5 weitere Spieler 7,5 Punkte, darunter auch der Deutsche Uwe Kurth.

So ging schließlich eine sehr schöne Woche zu Ende, die sich nächstes Jahr so oder so ähnlich gerne wiederholen darf.