Zu einem ungewohnt frühen Zeitpunkt fanden in diesem Jahr am letzten Aprilwochenende die gemeinsamen Fraueneinzelmeisterschaften von Schleswig-Holstein und Hamburg statt. Wie in den Jahren zuvor waren 4 Spielerinnen vom LSV mit von der Party, die einmal mehr im quasi benachbarten Mölln ausgerichtet wurde.

Obwohl die Meisterschaften wieder als offenes Turnier ausgeschrieben waren, blieben die Stammgäste aus befreundeten Bundesländern wie Berlin, Sachsen oder dem Saarland in diesem Jahr fern. An den bekanntermaßen exzellenten Spielbedingungen wird es nicht gelegen haben, wohl eher an der Nähe zu den Osterferien. Dass das Feld dennoch stark besetzt war, lag zum einen daran, dass sich dieses Mal wieder ein paar mehr Hamburgerinnen aufraffen konnten. Auf schleswig-holsteinischer Seite griff außerdem neben den üblichen Verdächtigen in diesem Jahr noch Marthe Benzen ins Geschehen ein und Inken Köhler kehrte nach einmal (?) Aussetzen wieder zurück ins Feld.

Da das Turnier nur auf 5 Runden angesetzt war, wurde mit beschleunigtem Schweizer System gespielt, was dazu führte, dass Alva gleich in der ersten Runde gegen die Nummer 2 Carina Brandt antreten durfte, während sich Alexandra mit Seriensiegerin Jade Schmidt auseinandersetzen musste. Ich spielte gegen Britta Leib und Andrea bekam es mit Andrea Jäger zu tun. Während unsere Andrea gewann und ich mir ein Remis ergaunern konnte, weil Britta sich zu später Stunde einen unentwirrbaren Knoten ins Hirn gerechnet hatte, ging unser Nachwuchs mir leerem Punktekonto ins Bett.

Am nächsten Morgen duellierten sich an den ersten beiden Brettern gleich die Favoriten, in der Mitte des Feldes hatte Alva die unangenehme Aufgabe, Andrea wehzutun, während Alexandra sich nach Anlaufschwierigkeiten gegen Anja Yüksel durchsetzen konnte. Ich gewann derweil gegen Birte Möller, die mit ihrer DWZ von 1171 eindeutig zu niedrig bewertet war. Durch den Sieg katapultierte ich mich rauf an Brett 3, wo ich in der 3. Runde Inken Köhler überrumpelte, ein Dauerschach ausließ, um in ein klar vorteilhaftes Endspiel abzuwickeln – in dem ich sie dann ohne Not zu einer Springergabel einlud. Turm weg, Game over. Alva und Alexandra lösen derweil an den Brettern 6 und 7 wieder vergleichsweise leichte Aufgaben, wobei ich von den Partieverläufen nichts mitbekommen habe. An 8 hatte Andrea, die nach der Niederlage gegen Alva auf ein leichtes Los gehofft hatte, stattdessen Ulla Hielscher vorgesetzt bekommen. Sie machte ihre Sache sehr gut, aber am Ende leider nicht gut genug. Auf die dritte Runde folgte das traditionelle gemeinsame Abendessen, das in diesem Jahr in ein Lokal im Stadtzentrum verlegt worden war. Alva entging hierbei offenbar nur knapp einem Attentat, bei dem sie durch die Auslieferung einer komplett verbrannten Pizza ausgehungert werden sollte. Auch hier muss ich meinen Bericht auf Zeugenaussagen stützen, da ich nicht selbst zugegen war (übrigens nicht, weil ich in diesem Jahr zwischengefahren wäre, wie ein Witzbold spekulierte – das würde ich meinem Fahrrad niemals antun!).

Sonntag: An Brett 6 erwidert Dagmar Knobel mein e4 mit e6, worauf ich an diesem herrlich verregneten Morgen wirklich gar keine Lust hatte. Ich versuchte es mit 2. b3 und hatte Glück. Mein Gegenüber wusste damit nicht so richtig etwas anzufangen, im 17. vollendete ich mit einem eigentlich ganz hübschen Matt. An 7 hatte Andrea, die nach der Niederlage gegen Ulla auf ein leichtes Los gehofft hatte, stattdessen Marthe Benzen vorgesetzt bekommen. Wieder machte sie ihre Sache gut, aber am Ende leider nicht gut genug. Inzwischen an Brett 1: Alva spielte mit Schwarz gegen die an 1 gesetzte Kollegin Scognamiglio, der wohl ein kleiner Rechenfehler unterlief. Alva schnappte zu und war nun mitten drin im Geschäft und die vorderen Plätze. Alexandra hingegen fiel nach ihrer Niederlage gegen Inken wieder etwas zurück.

Letzte Runde: Andrea, die nach der Niederlage gegen Marthe auf ein leichtes Los gehofft hatte, bekam stattdessen die Höchststrafe vorgesetzt: das Freilos. Damit hatte sie keine Chance mehr, sich den längst hochverdienten zweiten Punkt selbst zu erspielen. Ich hatte meine 50% sicher und war nicht unglücklich darüber, mit Marthe jetzt noch ein Los gezogen zu haben, das meinen Gegnerschnitt noch etwas in die Höhe trieb. Wozu so einer Einstellung führt, war schon nach wenigen Zügen an meinem Damenflügel zu besichtigen. Ein Trauerspiel! Ich versuchte noch so eine Art Aufbäumen und konnte auch noch die eine oder andere kleine Falle stellen (zumindest sah das für mich in Zeitnot so aus), aber gegen 40 Minuten und 300 DWZ-Punkte Übergewicht auf der anderen Seite war natürlich absehbar, dass der Schwindel nicht funktionieren würde. Schade, aber für mich irgendwie trotzdem die Partie mit dem höchsten Spaßfaktor. Auch nicht schwindeln konnte leider Alva an Brett 2 gegen Jade, so beendete sie das Turnier mit den 3 aus 5, die ich so gerne gehabt hätte. Auf den gleichen Punktestand kam Alexandra, die zum Abschluss noch Birte Möller bezwang.

Zu den Highlights des Turniers in Mölln gehört es jedes Jahr, wie sich alle Spielerinnen, die die letzte Runde schon beendet haben, um Kopf und Kragen rechnen, beim Versuch, ihre Plazierung im Gesamtturnier, in der Landeswertung oder in einer der zahlreichen Sonderkategorien vorherzusagen, während im Turniersaal noch an mindestens einem der ersten drei Bretter gespielt wird, wobei diese Partien im Viertelstundentakt neu und teilweise gegensätzlich bewertet werden. Für mich liegt die Sache einfach: Alexandra und Alva auf dem Podest oder im Jugendpreis unterbringen – und schon kann ich den Präsentkorb für die beste Spielerin aus dem Bezirk Ost, die sonst nichts gewonnen hat, auf mein Fahrrad schnallen und zufrieden in den Sonnenuntergang reiten. Blöd halt, dass die Kinder „nur“ 3 Punkte geholt hatten. Bei der Siegerehrung wartete ich lange vergeblich darauf, dass ihre Namen aufgerufen würden. Dann wurde Alva für den Jugendpreis nach vorne gebeten – und gleich die Korrektur: Alexandra hatte offenbar doch die Nase vorn. Alva setzen, kein Geldpreis. Sie erbt dafür meinen Korb, der nun immerhin im Verein bleibt. Auch in der Tabelle zeigen wir uns geschlossen und sammeln und auf den Plätzen 8-10. Andrea, die das Turnier als 16. beendet, war mit ihrem Preis (einem freien Nachmittag, über den sie sich ungefähr so sehr freute, wie ich mich über der Ratingpreis < 1600 DWZ, den ich dann noch bekam, den man aber leider nicht essen kann) bereits abgereist.

Turniersiegerin und Hamburger Meisterin wurde Jade Schmidt, knapp vor Carina Brandt. Es folgt auf Rang drei der Gesamtwertung Schleswig-Holsteins Beste, Marthe Benzen (punkt- und buchholzgleich mit Ulla Hielscher). Herzlichen Glückwunsch!

Ein großes Lob und Dankeschön wie immer an unsere Frauenreferentin Ulla Hielscher sowie an Mike Schlüter, Wolfgang Krüger und Martin Reinke dafür, dass sie uns einmal mehr perfekte Rahmenbedingungen gezaubert haben!

Zahlen zum Turnier gibt’s hier

Bilder und weitere Berichte gibt es hier und hier